Auswirkungen des Wirtschaftswachstums auf die Dörfer
Indiens erstaunliches Wirschaftswachstum ist Gesprächsstoff jedes Wirtschaftsgipfels und der Begriff Entwicklungshilfe ist längst dem Wort Auslandinvestition gewichen. Indem sie administrative Prozesse optimiert, ein ansprechendes gesetzliches Regelwerk eingeführt und die einheimische Industrie mit einer Fülle an Unterstützungen und Anreizen ausgestattet hat, ist es Indiens Führung gelungen, grossartige Perspektiven und ein neues Selbstbewusstsein für das Land zu entwickeln.
Eine hoch spezialisierte und ebenso motivierte akademische Elite, eine schnellwachsende und hart arbeitende Mittelklasse und inspirierte Unternehmer haben dieses Wirtschaftswunder in nur einem Jahrzehnt erschaffen. Der beachtenswerte Aufbau von Infrastruktur, Know How und Einrichtungen wirkt seither magnetisch auf einen immer grösser werdenden Zustrom von ausländischem Kapital auf der Suche nach globalen Gelegenheiten.
All dies gereicht Indien zu grosser internationaler Anerkennung, und es präsentiert sich in der Tat wie ein neues Amerika, was die Träume, Visionen und Möglichkeiten anbelangt. Ein frischer Markt, der alles wie ein trockener Schwamm aufsaugt und ein Marktpotential von mehreren hundert Millionen Konsumenten bildet in der Tat einen fantastischen Hintergrund für jede Art Geschäft: Der INDISCHE TRAUM ist geboren...
Wie dem auch sei - ein solch riesiges Wachstum hat möglicherweise auch seine Nachteile und erst kürzlich scheint diese Möglichkeit ins kollektive Bewusstsein gerückt zu sein. Die nachteiligen Folgen des rasanten Wachstums der Städte werden möglicherweise durch das Erreichen von Zielen bzw. durch eine umfassende Planung behoben. Zur Zeit werden viele Mittel in die Behebung von infrastrukturellen Schwachstellen gepumpt.
In den ländlichen Gegenden werden die Auswirkungen des wirtschaftlichen Wachstums gegenwärtig eher als positiv wahrgenommen. Eine Verbesserung der Standarts, wie die Verfügbarkeit von Elektrizität, Kommunikationseinrichtungen und privaten Transportmitteln etc.
Aber die Wirkungen des Wirtschaftsbooms auf die ländlichen Gemeinschaften beginnt sich erst gerade zu manifestieren, denn diese beruhen zumeist auf den subtilen Veränderungen im Verhalten und den Lebensgewohnheiten der konsumierenden Massen - diese Veränderungen werden über Kurz oder Lang wohl zur totalen Umwälzung traditioneller Werte führen.
Zum Beispiel wird es unter der städtischen Bevölkerung zunehmend beliebt, landwirtschaftliche Erzeugnisse vom klimatisierten Hypermarkt zu kaufen, anstatt vom Händler an der Strasse, wie es seit jeher Gepflogenheit war. Die hohen Mieten und operationellen Kosten solcher moderner Verkaufsstellen werden sicherlich die Preisstruktur der Produkte beeinflussen und in der Folge werden die Bauern ihre Produktionskosten senken müssen. Kleinbauern mit nur wenig Land werden so kaum mehr ein genügendes Einkommen erzielen und gezwungen sein aufzugeben, zu erweitern oder zu diversifizieren.
Veränderungen im Verhalten des städtischen Verbrauchers kann einen gewichtigen Einfluss auf das Leben eines Bauern haben – und gegenwärtig sind eine ganze Menge solcher Verhaltensmuster einem Wandel unterworfen. Um diese Zeit des Wandels auch für das rurale Indien möglichst günstig, erstrebenswert und nachhaltig zu gestalten, ist es unabdinglich, die subtilen Prozesse im Blickfeld zu behalten und die Landbevölkerung dabei zu unterstützen, mit den daraus resultierenden Folgen klarzukommen.
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