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Ein Dorf im Nordwesten Indiens


Kotadiya ist ein kleines indisches Bauerndorf in der Provinz Saurashtra - auch Kathiawar Region - welche die Halbinsel des Bundesstaates Gujarat bildet. Kotadiyas Bevölkerung umfasst etwa 500 Leute, die Meisten von ihnen Bauern, welche im Dorf leben und ein Stück Land in der Umgebung besitzen und bewirtschaften. Kotadiya ist ein ruhiger und friedlicher Ort und obwohl die die zum Teil beschwerlichen klimatischen Bedingungen und harte körperliche Arbeit den Menschen manchmal zusetzen, zeigen diese immer gute Laune, eine grossartige Liebenswürdigkeit und einen herausragenden Sinn für Humor, und sie pflegen ein reiches soziales Leben mit Festen zu besonderen Gelegenheiten.

Die Leute von Kotadiya sprechen Kathiawadi (nicht zu verwechseln mit Saurashtrien, welches in einem Teil des südindischen Bundesstaates Tamil Nadu gesprochen wird), ein Dialekt der offiziellen Bundesstaats Sprache Gujarati. Dieser Dialekt hat selber keine Schriftform, und so wird alles in Gujarati abgefasst, welches sich vom Hindi nicht nur sprachlich völlig unterscheidet, sondern auch über ganz andere Schriftzeichen verfügt.

Schauen Sie das Video, welches wir während unserem Besuch in Kotadiya im Jahr 2002 aufgenommen haben, um einen visuellen Eindruck und ein Gefühl für den Ort zu erhalten.



Die Landschaft setzt sich zusammen aus Stücken von fruchtbarem Ackerland zwischen Flächen von Ödland und das Gelände ist recht flach – nur in der Ferne kann man ein paar Hügel ausmachen. Man könnte sagen, dass die Schönheit des Ortes in den kleinen Details liegt, welche leicht übersehen werden, wenn man in das weite Panorama blickt. Normalerweise weht ein angenehmes Lüftchen, aber beizeiten wächst die Windgeschwindigkeit zu schweren, für das Land verheerenden Stürmen an, wie 1998, als ein Orkan viele tausend Menschen entlang der Küstenlinie tötete und das Land verwüstete. Zu jener Zeit wurden Kotadiyas Häuser arg beschädigt, und viele der ohnehin schon spärlichen Bäume wurden gefällt.

Die Häuser wurden ursprünglich aus eingesammelten Feldsteinen gebaut, oder manchmal aus Backsteinen, die in der nächsten Stadt Khambhaliya gekauft werden können. Nachdem die Steine zu Mauern aufgeschichtet wurden, überzog man sie mit einer Mixtur aus Erde, Kuhmist und Spreu, was einen exzellenten Mörtel ergibt und das Haus im Sommer kühl und im Winter warm hält. Selbst der Boden war in dieser Art beschaffen und Fassade und Böden wurden in der Regel einmal im Jahr nach der Regenzeit aufgefrischt. Diese Praxis hat jedoch zunehmend dem Gebrauch von Zement stattgegeben, der auf dem lokalen Markt gekauft werden kann. Da Ziegelsteine in der Regel teuer und von schlechter Qualität sind, und weil Wände aus unbehauenen Steinen während Stürmen leicht einstürzen, werden heute an deren Stelle Quader aus Tuffstein verwendet, welcher entlang der Küste aus dem Boden geschnitten wird, und die per Lastwagenladung bestellt werden können.

Das Gebiet liegt in einem halbtrockenen Klima und es gibt nur spärlich Oberflächengewässer. In der Monsunzeit füllt sich ein kleiner See in der Nähe des Dorfes und dieser lockt dann alle Arten von Zugvögeln an, die hier überwintern. Sibirische Kraniche, Störche, Pelikane und viele andere Arten von Wasservögeln bevölkern dann dieses Gewässer, bis sich das Becken durch Auspumpen zur Bewässerung der Felder wieder geleert hat.





Trinkwasser ist normalerweise nur aus offenen Brunnenschächten oder aus Bohrlöchern verfügbar. Obwohl ein paar Häuser ihren eigenen Brunnen haben, benutzen immer noch viele Leute die zwei Gemeinschaftsbrunnen, welche mit Handpumpen ausgestattet sind. Die Wasserqualität aus verschiedenen Bohrlöchern ist ganz unterschiedlich, und es schmeckt manchmal ein wenig salzig, modrig oder abgestanden.

Traditionelle Saaten sind Erdnüsse, Linsen, Sesam, Baumwolle, Knoblauch, Weizen und Hirse. Auch das Gemüse für die Nahrungszubereitung wird selber angebaut und zwischen den Dorfleuten getauscht. Es gibt einen lokalen Müller, der das Getreide mahlt und das Öl zum Kochen kann man in der Stadt aus den eigenen Erdnüssen pressen lassen.

Die rein vegetarische Kathiawadi Küche schmeckt herrlich! Eine Mahlzeit besteht normalerweise aus einer Auswahl an leicht oder scharf gewürzten Gemüsecurries, Linsen, mit Kreuzkümmel gewürzte Buttermilch oder Joghurt bzw. Büffelmilch und den traditionellen Rotla (runde Fladenbrote) aus Bajra oder Jowar (zwei Hirsearten). Manchmal gibt es Kir (süsser Milchreis) oder Sira (Eine süsse Speise aus Hartweizengriess oder aus Süsskartoffeln). Gur (eingedickter Zuckerrohrsaft), Ghee (geklärte Butter), Makkan (frische Butter aus Büffeljoghurt) und eine Auswahl an Chutneys aus Koriander oder Minze und natürlich die herrlichen hausgemachten Pickles aus grünen Mangos oder Karotten bereichern die Mahlzeit.

Die Leute von Kathiawar kleiden sich traditionell in typischen Trachten. Männer tragen eine weisse Pludderhose mit sehr engen unteren Hosenbeinen und eine weisse jackenähnliche Weste oder ein weisses Hemd. Üblicherweise tragen Sie dazu eine weisse Wollmütze – selbst in der heissen Jahreszeit – oder ein weisses Baumwolltuch, welches sie um den Kopf wickeln.

Ein weiteres Video, entstanden während unserem Besuch im 2005, zeigt etwas mehr über Kotadiya, u.a. ein Fest für die lokale Gottheit.



Die Frauen tragen ein traditionelles Kostüm, bestehend aus einem Wickelrock und einer reich verzierten rückenfreien kurzärmeligen Bluse sowie ein langes Kopftuch. Eine so traditionell gekleidete Frau schmückt sich mit schweren goldenen Ohrringen, und meist sind ihre Arme und der Hals tätowiert. Die junge Generation verlässt jedoch diese Traditionen und kleidet sich zeitgemäss. Während die Jungen Hosen bzw. Jeans und Hemd oder T-Shirt tragen, kleiden sich die Mädchen meist in einer Punjabi Khurta, ein Baumwollkleid bestehend aus einer Hose und einem langen Top, manchmal tragen sie auch einen Saree.

Vor nur 10 Jahren hatte dieses Dorf keinen Strom, kein Telefon, keinen Fernseher und keinen Traktor. Die Bauern pflügten Ihre Felder mit dem Ochsenpflug und verrichteten die Feldarbeit von Hand. Jedoch vollziehen sich in Kotadiya – wie in allen Dörfern Indiens – grosse Veränderungen; Gujarat ist eine der schnellstwachsenden und inzwischen hoch industrialisierten Wirtschaftszonen in Indien.

Toiletten waren völlig unbekannt und erst in neuerer Zeit entstanden ein paar private Toiletten mit einem septischen Tank – eine eigene Toilette zu haben wird gar zunehmend beliebt bei der Dorfbevölkerung. Die erste Toilette wurde im Dorfashram vor 5 Jahren gebaut und hat viele Leute inspiriert, diesem Beispiel zu folgen.

Verbesserte Hygiene wird sicher zu einer verbesserten Gesundheitssituation beitragen. Auch der Doktor, der per Telefon ins Dorf bestellt werden kann und dieses in der Regel innerhalb einer Stunde erreicht, hat dazu beigetragen, die Gesundheitsbedingungen zu verbessern. Trotzdem kann eine schwere Erkrankung, ein Schlangenbiss oder ein schlimmer Unfall nicht im Dorf behandelt werden und muss in eines der Spitäler in Khambhaliya (20 Km) oder Jamnagar (70 Km) überwiesen werden. In einem Notfall kann das ein schwieriges Unterfangen sein, denn üblicherweise ist das einzig verfügbare Transportmittel die langsame Rickshaw mit welcher die Fahrt über die schlechten Strassen sehr rauh ist.

Die Entwicklungen während der letzten paar Jahre haben viel zur Verbesserung der Lebensumstände in Kotadiya beigetragen. Die schnelle Entwicklung fordert aber auch einen Wandel der Gewohnheiten: So verlangt zum Beispiel die Entsorgung von nicht verrottenden Plastikabfällen im Dorf und von achtlos weggeworfenen leeren Behältnissen giftiger Agrochemikalien nach neuen gemeinschaftlichen Lösungen.


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